Rodaer Str. 43 – ehemalige Holzbauwerke

 

1949 bis 26.05.1952 Holzbauwerke Fa. Geißler (staatliche Verwaltung)

Über den Zeitraum der staatlichen Verwaltung kann heute kaum noch etwas erforscht werden.

Ehemalige Betriebsstruktur

- VVB Bauelemente-und Faserbaustoffe Leipzig
- Werk 1 Erfurt Leitbetrieb für Thüringen
- Werk 2 Wernshhausen
- Werk 3 Gotha
- Werk 4 Hermsdorf
- Werk 5 Eisenberg

 
27.05.1952 bis 21.04.1970 VEB Holzbauwerke Hermsdorf
Zeitungsartikel "Das Volk" 27.05.1952
 

Direktoren / Werkleiter / Leiter

- Zahn,?Franz? – vermutlich erster Direktor ab 1952, soll tödlich verunglückt sein.
- Heinrich, Otto – ab 1964 bis??
- Büchner,?? – techn. Direktor, teilweise amtierender Direktor
- Weiß, Karl -??
-??
- Haulischek,??
-??

 
1952 - Betriebssportgemeinschaft (BSG) „Aufbau“ Holzbauwerke Hermsdorf
1952 - Betriebssportgemeinschaft (BSG) „Aufbau“ Holzbauwerke Hermsdorf

01 = Scheratzki, Günter
02 = Schaller, Gerhard
03 = Riedel, Gerd
04 = Fischer, Roland
05 = Hering, Heinz „Heino“
06 = Hoffmann, Werner „Koreaner“
07 = Kraft, Robert - Schiedsrichter (Bad Klosterlausnitz)
08 = Suda, Konrad

09 = Benz, Helmut
10 = Pohl, Gerhard
11 = Puschendorf, Edgar
12 = Helling, Franz
13 = Dämmrich, Erich
14 = Peter, Werner
15 = Schneider, Hans - Betreuer

Logo der BSG Aufbau (Aufnäher)
Logo der BSG Aufbau (Aufnäher)

Logo der BSG Aufbau (Druck)
Logo der BSG Aufbau (Druck)

   
   
Neben dem VEB Keramischen Werken Hermsdorf war der VEB Holzbauwerke Hermsdorf der zweitgrößte Betrieb in Hermsdorf. Die Betriebssportgemeinschaft wurde auf „Anordnung von oben“ praktisch zwangsweise gegründet. Das Datum der Gründung und wie lange diese Betriebssportgemeinschaft bestand ist, unbekannt. Die Gründung erfolgte kurz vor der Aufnahme. Helmut Benz kam damals als Fachschüler in die Sportgemeinschaft, mit dem tieferen Hintergrund, dass er somit im Betrieb (neben der Fachschule) günstig am Mittagessen teilnehmen konnte. Heinz Hering war Chef der KONSUM Bäckerei Wiesenstraße. Unten das Vereinslogo (dies war nicht nur für Hermsdorf so gültig) als Aufnäher links und Druck rechts
 
Ebenfalls kurz nach der Verstaatlichung 1952 gründete der Betrieb 1953 ein Ferienlager in Biberschlag.
Für die erste Besetzung wurde der Lehrer Reinhard Fulde als Erzieher gewonnen.

1953 Ferienlager in Biberschlag

1953 Ferienlager in Biberschlag

1953 Ferienlager in Biberschlag

1953 Ferienlager in Biberschlag

 

1954
Der VEB Thüringer Leitern- und Gerüstfabrik wurde im Zuge der Verwaltungsvereinfachung den Holzbauwerken angeschlossen. Durch den Zusammenschluss der beiden Betriebe wurde der VEB Holzbauwerke, ein bedeutender industrieller Großbetrieb der Holzbranche.

1956
Werk 4 - Betriebsteil I (Rodaer Straße 43)
Der Stammbetrieb des Werkes, befand sich in der Rodaer Straße, vormals Holzbau Geißler. Die
Produktionspalette: Thermofenstern und Thermotüren in Standardgrößen für den Wohnungsbau


Luftaufnahme aus dem Jahr 1990
Links im Bild die ehemalige Fachschule heute Berufsfachschulzentrum

Werk 4 - Betriebsteil II (Bergstraße)
Produktionspalette: Steige- und Gerüstleitern sowie anderweitige Erzeugnisse aus Fichtenstangen


Luftaufnahme aus dem Jahr 1990


Betriebsgelände Bergstrasse

Anzeige aus der Broschüre zur 700-Jahr-Feier von Hermsdorf 1956. Festwagen des Betriebes


Anzeige aus der Broschüre zur
700-Jahr-Feier von Hermsdorf 1956.

Festwagen des Betriebes zur
700-Jahr-Feier von Hermsdorf 1956.

Werk 4 - Betriebsteil III (Industriestraße)

Produktionspalette: Nagelbinder, ab 1964 Klebebinder, vorwiegend für die Landwirtschaft.

Luftaufnahme aus dem Jahr 1989
Luftaufnahme aus dem Jahr 1989
Der Betriebsteil III befindet sich in der rechten unteren Hälfte.

Das Kraftwerk (Bildmitte) wurde abgerissen, die beiden Schornsteine wurden am 20.07.1993 gesprengt. Auf dem Platz wurden verschiedene Gewerbebetriebe errichtet. Das Betriebsgelände Holzbauwerke (Werk 4) befand sich im Jahr 1989 unten rechts im Bild. Am Bildrand oben rechts Bad Klosterlausnitz. Links neben dem linken Schornstein sind die ersten Wohnblöcke der Birkenlinie, daneben (Kran) entsteht gerade das Altersheim " Kursana". Oberhalb des Güterzuges unten links steht der Schornstein VEB Isolierbaustoffe, der neu gebaut, aber nie in Betrieb genommen wurde.

Beschäftigt waren insgesamt ca. 240 Werktätige .

22.07.1964
Im Klebeverfahren wurden erstmalig in der DDR große Dach- und Bauelemente in den Holzbauwerken Hermsdorf hergestellt (Betriebsteil III), sogenannter Dachbinder für Hallen und Ställe. Bisher mussten solche Binder genagelt werden.

1967
Gründung des Holzleimbinderwerkes in Hermsdorf durch die BAUFA

1968
Wiederaufnahme der Berufsausbildung im Werk 4 - Betriebsteil I

Der hohe Altersdurchschnitt in den Betriebsteilen macht es erforderlich, etwas zur Verjüngung der Belegschaft zu tun, man entschloss sich, selbst wieder auszubilden. 1968 erfolgte die Wiederaufnahme der Ausbildung junger Menschen, Abgänger der 10. Klasse, der 8 Klasse  und einem Teil niederer Klassen in den Berufen Bautischler, (2 Jahre Lehrzeit) Holzfacharbeiter (3 Jahre Lehrzeit) und Teilfacharbeiter (2 Jahre Lehrzeit). Die Berufsschule war in Eisenberg. Ausgebildet wurde noch für Werk 5 Eisenberg, für den VEB (K) Baureparaturen Stadtroda und den VEB Keramischen Werke Hermsdorf. Nach erfolgreicher Beendigung der Lehrzeit wurde allen ein Arbeitsplatz angeboten.

Die räumlichen Bedingungen

Die Räumlichkeiten im Betrieb bestanden aus einem Bankraum 220 m², einem Maschinenraum von 165 m², einem kleinen Lehrkabinett und Sozialräumen. Etwas gebrauchte Holzbearbeitungsmaschinen und Hobelbänke waren noch vorhanden.

Da die Räume jahrelang ungenutzt waren, dienten sie als Speicher für alte Vorrichtungen und sonstige „Antiquitäten“ im Betrieb und mussten kurzfristig geräumt und für den Lehrbeginn 01.09.1968 vorbereitet werden.

Berufspraktische Ausbildung

Begonnen wurde mit einem Lehrmeister und 10 Lehrlingen und steigerte sich in den kommenden Jahren auf 3 Lehrmeister und 30 Lehrlinge.

Im Laufe der Jahre haben sich die Ausbildungsbedingungen verbessert. Die Lehrproduktion wurde vielseitiger und anspruchsvoller, die pädagogischen Erfahrungen der Lehrmeister nahmen zu, der Betrieb war gegenüber der Berufsausbildung aufgeschlossen (besonders Werkleiter Otto Heinrich).

In der Grundausbildung wurden vorwiegend manuelle Fertigkeiten an Fußbänken, Hockern, Regalen und diversen Holzartikeln ausgebildet. Die Lehrlinge waren stolz, wenn sie ihre erste handgefertigte Fußbank mit nach Hause nehmen durften. In der Spezialisierung ging es um die Anfertigung von Verbund- und Thermofenstern sowie Haustüren und Schreibtischen für den betrieblichen Bedarf, des weiteren lernten sie im Durchlauf verschiedene Abteilungen des Betriebes kennen. Das sportlich-kulturelle Leben bestand aus der kollektiven Feriengestaltung, der MMM sowie den Tagen der Lehrlinge.

Mit dem Konkurs der Partnerbetriebe zogen diese ihre delegierten Lehrlinge zurück. Die Hermsdorfer Holzwerke GmbH endete am 16.05.1991.

Fotos aus der Lehrausbildung


Erstes Zeltlager der Lehrlinge in Plothen, die Zelte wurden von der KWH ausgeliehen. Besuch von:
01 = ? | 02 = ? | 03 =
04 = Bischof, Otto - Berufsschullehrer | 05 = Langbein, Rudolf | 06 = Heinrich, Otto – Betriebsleiter

Beim Anbau einer Lagermöglichkeit für Holz und Glas halfen auch die Lehrlinge des VEB (K) Baureparatur Stadtroda.
Beim Anbau einer Lagermöglichkeit für Holz und Glas halfen auch die Lehrlinge des VEB (K) Baureparatur Stadtroda.

Lehrlinge und Ausbilder 1984 im alten Bankraum
Lehrlinge und Ausbilder 1984 im alten Bankraum

Für die Qualitätssicherung der Erzeugnisse waren die Ausbilder selbst verantwortlich.
Für die Qualitätssicherung der Erzeugnisse waren die Ausbilder selbst verantwortlich.
Links: Dieter Kubatz

Beim Türenfälzen im alten Maschinenraum waren oftmals noch 3 - 4 Personen erforderlich.
Beim Türenfälzen im alten Maschinenraum waren oftmals noch 3 - 4 Personen erforderlich.
Damals war die Deko noch wichtig.  01 = Spieß,? 02 = Kubatz, Dieter 03 = Stöckel, A

Nach erfolgreicher Meisterschule wurde Bernd Dimler von den Lehrlingen zum „Meister“ geschlagen.
Nach erfolgreicher Meisterschule  wurde Bernd Dimler von den Lehrlingen zum „Meister“ geschlagen.

  
Im Jahr 1969 wurde - aufgrund der damaligen bekannten Unterlagen - „100 Jahre Maibaumsetzen“ gefeiert.
Otto Heinrich war hier mit stark integriert und förderte die Tradition. Das Fest fand im Wohnbezirk „Heinrich Heine“ statt.

Im Jahr 1958 fand das letzte offizielle Maibaumsetzen auf dem Rathausplatz statt. Vom damaligen Gemeinderat und dem Bürgermeister Fritz Unrath wurde aus politischen Gründen das Maibaumsetzen in Hermsdorf verboten. Obwohl das Maibaumsetzen weder eine politische, noch kirchliche Veranstaltung war und ist, passte es nicht in das Konzept der damaligen DDR – Offiziellen. Trotzdem wurde diese alte Tradition weiter gepflegt. Das Maibaumsetzen fand nunmehr jährlich in privaten Grundstücken statt, teilweise auch doppelt. Das Fest auf dem Berg, neben und im Betriebsgelände erfreute sich damals großer Beliebtheit.

22.04.1970
Produktionsbeginn des Leimbinderwerkes zum 100. Geburtstag von Lenin mit der Gründung des Leimholzwerkes am Standort in Hermsdorf, unter dem Namen „VEB Bauelementewerk Erfurt, Werk IV Hermsdorf, BT III“ im Kombinat BAUFA. Es wurden vorwiegend Stahl unterspannte Dreigelenkbinder für die Landwirtschaft hergestellt. Ca. 10 % der Produktion waren Sonderkonstruktionen aus BS - Holz für Kirchen, Kaufhallen, Düngemittelhallen und Sporthallen. Es wurden im Jahr ca. 2000 m³ Brettschichtholz produziert.

01.04.1972
Der VEB Thüringer Holzbaukombinat Erfurt, Werk IV Hermsdorf, führte ab 1. April 1972 die Bezeichnung VEB Vereinigte Bauelementewerke Erfurt Werk IV — Hermsdorf. Das Produktionsprogramm bestand wie bisher aus Bauelementen für Industrie, Landwirtschaft und Wohnungsbau.

Der VEB Vereinigte Bauelementewerke Erfurt mit seinen Werken in Erfurt, Gotha, Wernshausen, Hermsdorf und Eisenberg war der größte Produzent von Fenstern, Türen, Dachbindern und anderen Holzbauerzeugnissen im südwestlichen Raum der DDR.

Berufsausbildung nach der Wende 1989
Die neugegründete Firma nannte sich Hermsdorfer Holzwerke FuT GmbH & Co.KG Freiwerdende Ausbildungsplätze wurden nun mit 13  Lehrlingen des Hermsdorfer Förderverein „Pro berufliche Bildunggen“ belegt  Nach der Übernahme der Lehrausbildung in den neuen Betrieb am 16.05.1991 unterstützte der Geschäftsführer die Ausbildung. In unglaublichen Tempo erfolgte die aufwändige Sanierung der Räumlichkeiten sowie die maschinentechnische Aufrüstung. Neben einem neuen Lehrkabinett entstand ein zusätzlicher Maschinenraum von 180m² sowie der Sanitärtrakt. Modernste Holzbearbeitungsmaschinen wie Formatsäge, Furnierschneidemaschine, Breitbandschleifmaschine, Furnier- und Rahmenpressen sowie eine Anlage zum Fräsen von Rundbogen für Fenster und Türen wurden installiert. Nach der Fertigstellung des Berufschulzentrums Hermsdorf erfolgte die Vermittlung theoretischer Lehrstoffe in Hermsdorf.
Die Gesellenprüfungen wurden nun durch die Handwerkskammern durchgeführt. Die Lehrlinge fertigten vorwiegend anspruchsvolle Haustüren.
Wegen Mangel an geeigneten Bewerbern und anderen Gründen wurde die Berufsausbildung 2005 im Betrieb eingestellt.

Seit 1968 durchliefen ca. 400 Lehrlinge die Ausbildung, ca. 15 bildeten sich weiter und erwarben einen Meisterabschluß. Einige nahmen ein Ingenieurstudium auf und arbeiten teilweise in Prüfinstituten. Einige haben einen Betrieb gegründet und sind kleine Unternehmer. Auch das Fernsehen MDR drehte in der Ausbildungsstätte und strahlte in einer Nachrichtensendung den Bericht des Geschäftsführes sowie Bilder aus der Lehrwerstatt aus. Diese Berufsausbildung  war und ist für die Region ein Baustein zur Erhaltung der Holzlandtradition.

Lehrlinge und Ausbilder 1991 vor dem alten Bankraum

bis 1990
Das Hermsdorfer Werk war das erste Leimbinderwerk in der DDR. Später kamen die Werke Neuruppin und Lößnitz hinzu, es war das einzige Werk, das gebogene Bauteile fertigen konnte. Objektbau: Salzspeicher, Düngemittelhallen, Tierställe, Kühltürme, Kirchen
 
1990
Privatisierung durch die Treuhandanstalt und Umfirmierung in eine eigenständige Firma mit Namen „Hermsdorfer Holzbauwerke GmbH“ mit gleichem Produktionsprofil.

16.05.1991 - ehemals Werk 4 - Betriebsteil I (Rodaer Straße 43)
Die Geschichte der Hermsdorfer Holzwerke GmbH endeten. Die Firma wurde verkauft und umgewandelt:

1991 - ehemals Werk 4 - Betriebsteil III (Industriestraße)
Kauf der Firma durch Frau HESS und Gründung der „HESS Holzleimbauwerke Hermsdorf GmbH & Co“. Durch Investitionen von ca. 18 Mio. DM wurde die Produktionskapazität auf ca. 15.000 m³ pro Jahr gesteigert. Die Firma HESS konnte sich zum führenden Ingenieurholzbauunternehmen und Brettschichtholz Hersteller entwickeln. In dieser Zeit wuchs die Anzahl der Mitarbeiter von 38 auf 63. Zu der Lieferung von BS-Holz in Standardquerschnitten und Kommissionslisten gehört auch die Erstellung, Produktion, Abbund und Montage von anspruchsvollen Ingenieurholzkonstruktionen sowie der Handel mit Holz, Holzwerkstoffen und Plattenwerkstoffen aus Holz.

1992
In einem ersten Bauabschnitt erfolgt durch die Firma HESS die Erweiterung des Objektes um eine weitere Halle.

1995 / 1996
Die 1992 errichtete Halle wurde nochmals erweitert.

1998
Gesellschafterwechsel und neue Geschäftsleitung. Herr Romuald Mortusewicz übernahm die Firma und schloss alle HESS-Firmen in der Firma „HESS Holzleimbau Technologie GmbH & Co. KG“ zusammen. Der Standort in Hermsdorf wurde eine Niederlassung.

2002
Im Januar ging die Firma „HESS Holzleimbau Technologie GmbH & Co. KG“ aus verschiedenen Gründen in Insolvenz. Die Niederlassung in Hermsdorf sollte geschlossen werden. Fünf leitende Mitarbeiter der Niederlassung in Hermsdorf haben darauf im Juni 2002 die Firma STRAB Ingenieurholzbau Hermsdorf GmbH gegründet und am 01.08.2002 die Geschäftstätigkeit aufgenommen.

STRAB Ingenieurholzbau Hermsdorf GmbH
STRAB Ingenieurholzbau Hermsdorf GmbH - Neubau und Einweihung

2009
Erfolgte der Abriss des ehemaligen Betriebes Holzbauwerke in der Rodaer Straße 43.
Bis auf einen kleinen Rest gibt es heute nichts mehr davon zu sehen. Auf dem ehemaligen Betriebsgelände wurden ab 2015 Wohnhäuser erbaut.

Rest der ehemaligen Holzbauwerke 2016Rest der ehemaligen Holzbauwerke 2016

Rest der ehemaligen Holzbauwerke 2016Rest der ehemaligen Holzbauwerke 2016

Rest der ehemaligen Holzbauwerke 2016Rest der ehemaligen Holzbauwerke 2016

Rest der ehemaligen Holzbauwerke 2016Rest der ehemaligen Holzbauwerke 2016

 
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